Wie Social Media unser Liebesleben beeinflusst 

…Und was du dagegen tun kannst.

Dein Sexleben wird sabotiert – spürst du die Folgen schon?

Du kennst das vielleicht: Du scrollst durch Instagram, TikTok oder Facebook und siehst perfekt inszenierte Pärchen, wunderschöne Models oder Dating-Erfolgsgeschichten. Plötzlich fragst du dich: „Bin ich noch begehrenswert genug? Liebe ich genug? Ist mein Partner ein Narzisst?“ Social Media ist eine wahre Wundertüte, die uns verbindet, inspiriert, aber auch oft verunsichert.

Ich hatte das Vergnügen, mit Veit Schwiemann, Fashion-ITler und Social-Media-Experte, über dieses brisante Thema zu sprechen. 

Ich – Sexualberaterin Genoveva Dünzinger – habe Veit Anfang des Jahres beim Speaker Slam in Dresden kennengelernt. Seine Fashion-Expertise fiel mir sofort ins Auge, und so bat ich ihn kurz vor der Show um einen Styling-Tipp. Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir uns direkt für ein gemeinsames Interview verabredet haben. Ich freue mich sehr, hier die Kirschen dieses ersten Interviews mit dir zu teilen. (Es gibt sogar schon einen Teil 2, auf den du dich freuen kannst!)

Screenshot des Online-Interviews von Veit Schliemann, der zu Gast bei Sexualberaterin Genoveva Dünzinger war.

In meiner Arbeit als Sexualberaterin begegne ich oft Menschen, die sich fragen, warum ihr Liebesleben stagniert oder warum sie sich zunehmend unsicher in ihrem Körper und in ihren Beziehungen fühlen. Social Media spielt dabei eine viel größere Rolle, als den meisten bewusst ist. In diesem Beitrag erfährst du, welche Mechanismen hinter der digitalen Welt stecken, warum dein Smartphone dein Liebesleben beeinflusst und wie du bewusst gegensteuern kannst.

1. Die unsichtbare Falle: Warum wir so viel Zeit am Handy verbringen

„Die Algorithmen von Social Media sind darauf ausgelegt, uns möglichst lange zu fesseln,“ erklärt Veit. „Wenn du dir einmal ein Katzenvideo ansiehst, bekommst du plötzlich nur noch Katzenvideos angezeigt. Das gleiche gilt für Themen wie Mode, Fitness oder Dating.“

FOMO: Die Angst, etwas zu verpassen

  • Social Media löst in uns die Angst aus, nicht up-to-date zu sein („Fear of Missing Out“). Viele Menschen verbringen Stunden damit, durch Dating-Apps zu swipen, aus Angst, eine bessere Option zu verpassen.
  • In meiner Sexualberatung berichten mir oft Menschen, dass sie in Social Media den Eindruck bekommen, dass alle anderen ein aufregenderes, leidenschaftlicheres Liebesleben haben, als sie selbst – eine toxische Illusion.
  • Besonders in der Partnersuche kann dieses ständige Gefühl, dass „noch jemand Besseres“ auf uns warten könnte, zu Unverbindlichkeit und Unsicherheit führen.

Veit beschreibt das so: „Früher bin ich gerne auf Partys gegangen und habe mir dann am nächsten Tag angeschaut, was die anderen gepostet haben. Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich hätte etwas verpasst – dabei ist es meistens doch immer dasselbe.“

Vergleichsdruck: Warum wir uns immer schlechter fühlen

  • Durch die ständige Konfrontation mit idealisierten Körpern, Beziehungen und sexuellen Erlebnissen kann das eigene Selbstbild erheblich leiden.
  • In der Sexualberatung begegne ich oft Menschen, die verunsichert sind, weil sie sich mit den scheinbar perfekten Menschen in den sozialen Medien vergleichen. Schnell macht sich das Gefühl breit, nicht “genug” zu sein.
Was du tun kannst:
  • Hinterfrage bewusst, wem du folgst: Löse dich von Accounts, die dir ein negatives Selbstbild vermitteln.
  • Mache dir immer wieder bewusst, dass Social Media keine Realität zeigt: Filter, perfekte Posen und bearbeitete Bilder verzerren die Wahrnehmung. Und nie nie nie jemals zeigt Social Media das vollständige Bild einer Person!

2. Beziehungskiller Smartphone: Wenn du deinem Handy mehr Aufmerksamkeit schenkst als deine*r Partner*in

Essen gehen, aber das Handy liegt auf dem Tisch. Gespräche führen, aber nebenbei Nachrichten checken. „Wenn du mit jemandem Zeit verbringst und das Handy präsent ist, sendest du unbewusst die Botschaft: ‚Mein Fokus liegt nicht voll auf dir‚“, sagt Veit.

Das “Still-Face-Experiment”: Warum Handynutzung verunsichert

  • Das berühmte Experiment zeigt: Wenn die Mutter emotional nicht auf das Kind reagiert (auch nur für Sekunden), gerät das Kind in Panik. Eine ähnliche Art von emotionalem Kontaktverlust kann auch in Partnerschaften Stress erzeugen.
  • Ich sehe in meiner Sexualberatung oft Paare, die frustriert sind, dass ihr*e Partner*in ihnen nicht mehr mit der gleichen Wertschätzung begegnet, wie früher. Es wird mehr Zeit am Handy verbracht als im aufmerksamen Kontakt mit ihnen. Das führt zu Verunsicherung und emotionaler Distanz.
  • Wer dauerhaft durch das Handy abgelenkt ist, verliert den intimen Kontakt zum Gegenüber – aber genau dieser wäre essenziell für ein erfülltes, intensives Liebesleben.
Was du jetzt tun kannst:
  • Handyfreie Zeiten einplanen (z. B. beim Essen, vor dem Schlafengehen und während intimer Momente).
  • Mehr bewussten Augenkontakt herstellen (dies stärkt das Vertrauen und die emotionale Verbindung).
  • Handy bewusst weglegen, wenn ihr euch unterhaltet.

3. Dating-Apps: Der Online-Katalog für Menschen

„Ich habe Dating-Apps ausprobiert, aber sie fühlen sich an wie ein Katalog,“ gibt Veit zu. „Man swiped weiter, weil man denkt, es gibt noch jemand Besseren.“

Warum Online-Dating uns unglücklicher machen kann

  • Unendliche Optionen: Wer unendliche Auswahl hat, kann sich schwer festlegen und fängt im Extremfall sogar an, Menschen zu “ranken”. Dieses Verhalten könnte nicht noch weiter entfernt sein von den ersten Schritten in eine gesunde, wertschätzende Liebesbeziehung.
  • Katalogisierung von Menschen: Oberflächliche Bewertungen von Fotos und kurzen Beschreibungen ersetzen spontanes Kennenlernen. Es ist im Grunde wie Onlineshopping. Und es kann dazu verleiten, Klischees, Schubladendenken, Rassismen und andere Abwertungen wiederzubeleben und zu verfestigen. Kurze Haare? Swipe! Aber was hat die Haarlänge mit einer guten Beziehung zu tun? Genau: Nix. Aber nach irgendeinem Kriterium muss man ja schließlich auswählen, stimmts…?
  • Vergleiche setzen unter Druck: Die ständige Jagd nach der vermeintlich „perfekten“ Person verhindert im schlimmsten Fall von Vornherein tiefere Verbindungen – und setzt uns umgekehrt auch unter Druck, selbst Erwartungen zu erfüllen, um “erfolgreiche” Begegnungen zu schaffen.
  • In der Sexualberatung treffe ich immer wieder auf Menschen, die Dating-Apps frustriert aufgeben, weil sie sich desillusioniert und ausgelaugt fühlen. Im schlimmsten Fall haben sie sogar Übergriffe erlebt.

Verstehe mich nicht falsch: Onlinedating hat seine positiven Seiten – sonst würde es ja auch niemand verwenden, oder? Hier geht es darum, wie du das Beste draus machen kannst.

Was du tun kannst:
  • Apps bewusster nutzen: Qualität über Quantität setzen und echte Gespräche suchen.
  • Menschen über spezifische Interessen kennenlernen (z. B. über deine Hobbys, über Vereine, politische Interessengruppen, etc.)

Veit empfiehlt: „Einfach mal jemandem ein Kompliment machen – das ist oft der beste Icebreaker!“

4. Hate & Shaming: Die dunkle Seite von Social Media

„Warum gibt es so viel Hass auf Social Media?“, frage ich Veit. Seine Antwort: „Weil es einfach ist. In der Anonymität tippt man schneller Hasskommentare als jemandem ins Gesicht zu sagen: ‚Ich finde dein Kleid hässlich‘.“

Warum Menschen hassen

  • Unzufriedenheit: Hass ist oft ein Ausdruck eigener Frustration.
  • Algorithmus-Verstärkung: Wer mit Beiträgen interagiert, bekommt noch mehr davon angezeigt. Auch, wenn die eigene Reaktion ein Hass-Kommentar war.
  • Anonymität: Eigener Frust wird völlig unreflektiert (und oft auch uninformiert) an anderen ausgelassen. Meist werden aufgrund der scheinbaren Anonymität keine direkten Konsequenzen für das eigene Verhalten erwartet. Menschen erschrecken regelrecht, wenn sie feststellen, dass sie sich in diesem Punkt manchmal irren.

In meiner Arbeit als Sexualberatung und auch privat begegnen mir Menschen, die sich durch Hass-Kommentare nicht nur in ihrem Selbstwert bedroht fühlen. Gerade Frauen* und marginalisierte Gruppen werden öffentlich für kleinste Details herabgewürdigt und immer wieder auch bedroht. 

Bist du betroffen? Hier findest du weiterführende Infos

Was du tun kannst:
  • Lass dich nicht auf Hass ein. Hasskommentare und Trolle zu melden, löschen und blockieren ist völlig legitim. Die viel geforderte Meinungsfreiheit ist ein Abwehrrecht gegen staatliche Zensur. Du bist nicht der Staat. Du darfst löschen, was du willst, und brauchst deshalb auch kein schlechtes Gewissen zu haben. 
  • Fokussiere dich auf positive Communities, in denen du dich wohlfühlst, spannenden Austausch hast und vielleicht sogar durch neuen Input bereichert wirst.

Fazit: Bewusstheit ist der Schlüssel

Veit hat uns gezeigt, dass wir bewusste Entscheidungen treffen können, um unser Liebesleben nicht von Algorithmen beeinflussen zu lassen. In der Sexualberatung sehe ich immer wieder, wie wichtig es ist, sich bewusst zu machen, dass die digitale Welt unsere Beziehungen und unser Selbstbild mitprägt. Sei also achtsam mit deinem Konsum und was du konsumierst. Deine Energie geht dahin, wo dein Fokus liegt.

Du merkst, dass Social Media dein Liebesleben oder dein Selbstbild beeinflusst? Wenn du dich in diesen Themen wiedererkennst und Unterstützung suchst, bin ich für dich da. In meiner Sexualberatung begleite ich Menschen dabei, Unsicherheiten abzubauen, ihre Beziehungen zu stärken und ihre Sexualität selbstbewusst zu leben.

💬 Buche jetzt dein kostenloses Erstgespräch – gemeinsam finden wir heraus, was du brauchst, um dich wieder wohl und erfüllt in deinem Liebesleben zu fühlen.

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